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Landkreis
Reutlingen
THEMA
Es ist wie ein großes Freiluftlabor: Im Biosphärengebiet wird ausprobiert, wie die
einzigartige Kulturlandschaft erhalten werden kann und die Bewohner gleichzei-
tig ihr Auskommen haben. Und alle machen mit: Kommunen, Bund, Land – vor
allem aber die Bürger.
Biosphärengebiet Schwäbische Alb
Von der UNESCO
geadelt!
B
lühende Streuobstwiesen, von Wander-
schäfern
gepflegte
Wacholderheiden,
sattgrüne Buchenwälder und sogar reb-
behangene Weinberge prägen die Schwäbische
Alb und das Albvorland. Eine über Jahrhunder-
te gewachsene Kulturlandschaft, die weltweit
einmalig ist und die es für zukünftige Genera-
tionen zu bewahren gilt: Aus diesem Grund hat
die UNESCO im Jahre 2009 eine Fläche, die fast
so groß wie Berlin ist, zum „Biosphärengebiet
Schwäbische Alb“ ausgewiesen. Im Herzen des
Biosphärengebiets liegt der Landkreis Reut-
lingen. Doch was steckt hinter diesem Begriff
eigentlich? Biosphärengebiete sind Modellre-
gionen für eine nachhaltige Entwicklung. Kurz
gesagt ist darunter das gleichberechtigte Mitei-
nander von Mensch und Natur zu verstehen. In
Biosphärengebieten werden gemeinsammit den
Bewohnern Ideen erprobt, wie die Kulturland-
schaft erhalten werden kann und die Menschen
gleichzeitig ihr Auskommen haben können. Seit
der Anerkennung des rund 85 300 Hektar großen
Gebiets durch die UNESCO findet sich die Schwä-
bische Alb in einem Netzwerk von 580 Biosphä-
renreservaten auf der ganzen Welt wieder.
Bund, Land, die beteiligten Landkreise Reutlin-
gen, Esslingen und Alb-Donau-Kreis sowie 29
Städte und Gemeinden arbeiten gemeinsam und
hoch engagiert an der Umsetzung der Idee der
Eine Besonderheit ist der ehemalige
Truppenübungsplatz Münsingen mit dem
einstigen Dörfchen Gruorn. 1992 zogen die
französischen Soldaten ab, die Strukturreform
der ­Bundeswehr beendete 2005 nach 110 Jahren
die militärische Nutzung. Das Gebiet wurde
stets mit Schafen beweidet; deshalb konnte
eine parkartige Weidelandschaft erhalten
werden, wie sie im 19. Jahrhundert auf der Alb
üblich war. Die Bewohner von Gruorn waren
1939 ­
gezwungen worden, ihre Heimat zu ver-
lassen, als der Truppenübungsplatz erweitert
­
wurde. Die Stephanus-­Kirche ist neben dem
Schulhaus das einzige verbliebene Bauwerk
und geschätztes Ausflugsziel bei Wanderern
und Radfahrern.